Starke Menschen nähen Behelfs-Mundmasken

Die Welt hat sich verändert, rasend schnell und das Virus hat uns fest im Griff. Wir fangen an Prioritäten zu setzen, Hilfsaktionen zu planen und durchzuführen und jeder kann ein Teil davon sein und seine ganz eigenen Talente zum Einsatz bringen.

So zum Beispiel rief die Damenschneidermeisterin Katja Schauer vor einigen Tagen die Facebookgruppe Handmade Behelfs-Mundmaske mit folgenden Sätzen ins Leben:

„Wir nähen in dieser Gruppe Mundmasken für Berufsgruppen/Personen, die diese dringend benötigen, auf dem freien Markt aber derzeit keine bekommen können.
Dies ist eine Spendenaktion, wir verfolgen kein wirtschaftliches Interesse; gewerbliche Verkäufe(r) sind also nicht erwünscht!
Es ist aber absolut legitim, Material- und Versandkosten zu berechnen!“

Achtung- das sind keine medizinischen Produkte!


Warum sind Mundmasken wichtig?

Natürlich schützt die selbst genähte Mundmaske nicht vor Covid19, allerdings schützt er vor Kontakt mit anderen menschlichen Sekreten und Keimen, die durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen werden! Der Tragende übernimmt hiermit die Verantwortung gegenüber anderen und schützt sich auch selber.


Wo fehlen aktuell Mundmasken?

Hebammen, Polizisten, Pflegekräfte oder Rettungsdienste kommen weiterhin mit vielen Menschen in Kontakt und müssen diese und sich selber weiterhin vor anderen Infektionskrankheiten und Sekreten schützen.

Aber wie entstand die Idee von Katja Schauer gerade hier auszuhelfen?
Ich habe sie für euch interviewt!

Interview mit Katja Schauer

Ich:
Liebe Katja, ich finde es bemerkenswert, dass du dich so einsetzt, zumal du in deinem Handwerk keine Mundmaske tragen musst, was hat dich dazu bewegt diese Gruppe zu gründen?

Katja:
Vor einigen Tagen habe ich bei Facebook einen Aufruf meiner ehemaligen Hebamme gelesen, die dringend jemanden suchte, der einige Mundmasken für sie und ihre Kolleginnen nähen kann.
Da ich gelernte Damenschneidermeisterin bin, über ausreichend Stoffreste und momentan auch Zeit verfüge (da meine Nähschule ja schließen musste), dachte mir also: „machste!“
Nachdem ich meine Hilfe angeboten hatte, kamen immer mehr Anfragen und da ich mehrere recht große Näh- und Nähmaschinengruppen hier auf Facebook administriere und somit viele Nähende erreichen kann, kam mir die Idee, diese Gruppe zu gründen.

Ich:
Wie schnell fand die Gruppe Anklang?

Katja:
Das ist wirklich unglaublich, aber wir haben innerhalb von 3 Tagen nun schon über 3000 Nähwillige und Bedürftige in der Gruppe versammelt – und das, ohne groß die Werbetrommel zu rühren!!!
Mit dieser wahnsinnigen Resonanz hätte ich niemals gerechnet!?

Deshalb besteht die momentane Herausforderung vor allem darin, etwas Struktur in die Gruppe zu bringen und es für alle übersichtlicher zu gestalten.
Auch dafür haben sich direkt engagierte Helferinnen gefunden.

Ich:
Welche Berufsgruppen bitten besonders stark um die Zusendung der Mundmasken?

Katja:
Angefangen hat es mit den Hebammen, aber mittlerweile sind alle erdenklichen Berufsgruppen vertreten: MitarbeiterInnen von Arztpraxen, Alten- und Pflegeheimen, Pflegediensten aber auch Supermärkten und Lieferdiensten; ebenso Privatleute aus den sogenannten Risikogruppen.


Ich:
Wie organisiert ihr die Bestellungen/ Bedarfe in dieser Gruppe?

Katja:
Wir haben 2 Dateien angelegt, in die sich jeweils die Nähenden und Suchenden eintragen können, sowie eine Datei, in der fertig genähte, abhol- bzw. versandbereite Mundmasken angeboten werden können.
Da ist also dann ein bisschen Eigeninitiative der Gruppenmitglieder gefragt, um zusammen zu finden 😉
Bisher klappt das aber super!

Ich:
Bekommt ihr viele Anfragen?

Katja:
Ja, momentan werden wir förmlich überrannt!

Ich:
Hast du im Blick, wie viele Näherinnen gerade registriert sind und wie viele Mundmasken schon versandt wurden?

Katja:
Wir haben zwar ein Fotoalbum angelegt, in der die abgeschlossenen Transaktionen gepostet werden können, aber ich denke nicht, dass das Angebot von allen genutzt wird.
Ich habe ehrlich gesagt momentan keinen Überblick mehr, da wir die Aufgaben im Adminteam verteilt haben, um überhaupt irgendwie voranzukommen.
In der Liste stehen ca 120 Näherinnen, aber mindestens nochmal so viele müssen noch nachgetragen werden.


Ich:
Ich sehe auch, dass sich rege über Schnittmuster und Stoffe ausgetauscht wird. Gibt es hier noch Bedarf an Stoffresten?

Katja:
Bisher haben die Näherinnen hauptsächlich ihren eigenen Stoffvorrat geplündert, aber der wird natürlich auch nicht ewig reichen!?
Deshalb sind Stoff- und Materialspenden natürlich herzlich willkommen!!!
Außerdem interessieren wir uns auch brennend für geeignete Filterstoffe, um die Mundmasken noch effektiver zu machen.


Ich:
Möchtest du meinen Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Katja:
Wichtig ist mir zu betonen, dass wir in der Gruppe eher im „Kleinen“ arbeiten und auch an die „Kleinen“ verteilen – heißt: unsere NäherInnen machen das alle hobbymäßig, müssen nebenbei auch noch Alltag, Familie und Job wuppen und können keine Massenanfertigung betreiben. Jede/r macht, was er/sie schafft!
Demzufolge sollen die genähten Masken auch eher den Randgruppen zugutekommen, die bei den großen Aktionen (die Firmen Mey und Trigema haben ja z.B. mittlerweile ihre Produktion umgestellt und nähen ebenfalls Mundmaske) eher vergessen werden.

Katja, ich bedanke mich ganz herzlich für deine Zeit und dein immenses Engagement! Das ist einfach ganz große Klasse!

Übrigens habe ich auch selber in dieser Gruppe Mundmaske für meine Mutter bestellt die Hebamme ist und ich bin sehr sehr dankbar, dass ich innerhalb weniger Minuten eine Zusage für die Zusendung erhielt!
Wer gerne näht oder Mundmaske sucht, der ist natürlich herzlich eingeladen, dieser Gruppe beizutreten! Wie ihr auch lesen konntet sind Stoffspenden und geeignete Filterstoffe herzlich willkommen!


Danke – ihr seid stark!

Ich bedanke mich ebenfalls für den Einsatz der Näherinnen, die im engen Austausch miteinander stehen und sich Tipps geben über Stoffe, Stoffmuster und Anleitungen. Es ist wunderbar zu sehen, was jeder Einzelne in der Zeit von Corona für die Gesellschaft beitragen kann und es ist wunderbar zu sehen, mit welchem Herzblut die Menschen zusammen halten und deshalb haben sie alle einen Platz in den Beiträgen „Starke Menschen“ verdient, denn was ihr macht ist mega stark! Danke euch!

Die Bilder wurden mir freundlicherweise von Katja und Frau Burghardt zur Verfügung gestellt!

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29 thoughts on “Starke Menschen nähen Behelfs-Mundmasken

  1. Liebe Jenny, du hast uns ja schon viele großartige Menschen und Aktionen in deiner Reihe der starken Menschen vorgestellt und trotzdem ist jede wieder ganz besonders und bewundernswert. So auch deine heutige Beschreibung der „Mundschutznäherin“. Es ist so schön zu sehen, wie in dieser Corona-Krise die Menschen wieder mehr zusammenwachsen und gemeinsam arbeiten, um diesen Virus einzudämmen. Es ist auch schön, wie kreativ und einfallsreich die Menschen in diesem Zusammenhang werden und wie die meisten bemüht sind, etwas beizutragen. Daher finde ich diese Näherinnen, die im stillen Kämmerchen arbeiten und dabei einen wesentlichen Unterstützungsbeitrag für viele immer und jetzt ganz besondere wichtige Berufsgruppen leisten. Das zeigt auch, dass wir diese Situation gemeinsam sicher meistern werden.
    Bleib gesund und alles Liebe

    1. Liebe Gesa,
      ich bin auch sehr begeistert was hier geleistet wird und ich dachte: hier muss ich dringend drüber schreiben, weil es einfach so klasse ist!
      Bleib auch gesund liebe Gesa!

  2. Danke finde die Deko auch niedlich =)

    Ein toller Post. Die Aktion findet ja echt querbeet in Deutschland statt, echt toll. Ich kann leider nicht nähen 😀

  3. Das ist eine tolle Aktion. Es sind schon viele solcher Initiativen entstanden.
    Ich bereite ebenfalls gerade einen Blogbeitrag zum Thema Mundschutz vor.

    Liebe Grüße Sabine

  4. Die Idee für andere einen Schutz zu nähen finde ich im Prinzip wirklich lobenswert. Aber es wiegt alle in falscher Sicherheit. Denn schützen tun in beide Richtungen einfach nur FFP2 Schutzmasken. Und die kann man leider nicht selber nähen.
    Bleib bitte gesund. BG Sunny

    1. Hey,
      die selbst genähten Schutze sind nicht gegen Corona, wie ich auch schrieb. Allerdings schützen sie vor menschlichen Sekrete, gerade in Praxen wo kleine Op´s stattfinden, sei es Punktionen oder beim Zahnarzt. Genau hier ist nämlich gerade ein extremer Engpass.
      Liebe Grüße und bleib du auch gesund bitte!

  5. Huhu Jenny,

    eine ganz großartige Aktion. Wir müssen uns gegenseitig helfen und unterstützen. Nur so geht’s!

    Alles Liebe und „trotz allem“ ein schönes und hoffentlich erholsames Wochenende. Herzliche Grüße – Tati

  6. Hallo liebe Jenny,
    das ist eine tolle Aktion. Meine Mutter näht auch schon fleißig Mundschutze und hat mir schon 2 Stück geschickt.
    Liebe Grüße und bleib gesund.
    Anja von Castlemaker.de

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