Ich stehe in der Drogerie, die Gänge sind voller Farben, Düfte und Versprechen. Und ich sehe sie, die ganz jungen Gesichter, die sich durch die Regale wühlen, eifrig die neuesten Hype-Produkte von sozialen Netzwerken jagen. Es ist das gleiche Spiel, das wir alle kennen, nur beginnt es heute viel, viel früher.
Wenn man genauer hinsieht, ist das gar nicht so unschuldig, wie es scheint. Es ist ein Wettrennen, das mit fragwürdigen Substanzen und unrealistischen Schönheitsidealen beginnt.
Die Kosmetikindustrie hat das junge Zielpublikum längst entdeckt. Über soziale Medien werden sie mit Mascara, Rouge und Gesichtsmasken gelockt, die nach Kakao und Frucht riechen. Influencer zeigen, wie man sich „richtig“ schminkt und teure Produkte sollen die Akne-Probleme lösen, die oft gar nicht so schlimm wären, wenn man sie nicht ständig mit aggressiven chemischen Zusätzen reizen würde.
Der Druck, schlank, makellos und schön zu sein, ist immens. Und die Botschaft, die diese Mädchen verinnerlichen, ist fatal: Du musst dich schminken, um dazuzugehören. Und das, noch bevor die Pubertät überhaupt richtig losgeht.
Das Problem ist: Wer blickt da noch durch? Selbst für uns Erwachsene ist es schwierig, die kleinen, chemisch klingenden Inhaltsstofflisten zu erkennen. Und die Kosmetikhersteller machen es uns mit „Greenwashing“ nicht einfacher. Sie verkaufen uns etwas, das natürlich aussieht, aber weit davon entfernt ist.
Psychologische Risiken, ich bin ohne Kosmetik nicht schön genug
Gefährdeter Selbstwert: Die ständige Konfrontation mit idealisierten Schönheitsbildern in sozialen Medien kann bei Teenagern den Eindruck erwecken, dass sie ihre Haut „perfektionieren“ müssen. Das kann das Selbstwertgefühl mindern und ein negatives Körperbild fördern, da sie Schönheitsfehler „korrigieren“ wollen, die in Wirklichkeit gar nicht existieren.
Ich möchte euch auf einige Punkte aufmerksam machen:
Was in dekorativer und pflegender Kosmetik nichts zu suchen hat
Junge Haut regeneriert sich noch von allein, braucht keine teuren Produkte, sondern eine einfache, sanfte Pflege. Doch was passiert, wenn sie mit aggressiven Inhaltsstoffen konfrontiert wird?
Die Haut wird geschädigt und das ist das Hauptproblem. Hier sind ein paar der Übeltäter, auf die du achten solltest:
• Duftstoffe und Alkohole: Gerade in billigen Produkten sind sie omnipräsent. Sie reizen die Haut, trocknen sie aus und können Rötungen, Juckreiz und sogar Ekzeme verursachen.
• Synthetische Stoffe: Silikone und bestimmte Konservierungsstoffe können zu Hautirritationen führen. Sie legen einen Film auf die Haut, der Poren verstopft und Unreinheiten fördert.
• Mineralöle und Paraffine: Diese Konservierungsstoffe werden verwendet, um die Haltbarkeit von Kosmetika zu verlängern. Das sind aus Erdöl gewonnenen Fette und Wachse können die natürliche Hautbalance stören und sind oft mit Schadstoffen wie aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt.
• Parabene: Einige dieser Konservierungsstoffe stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinflussen. Ein besonders hohes Risiko für Teenager, deren Hormone ohnehin Achterbahn fahren.
• PEGs (Polyethylenglykole): Diese Stoffe werden oft als Emulgatoren eingesetzt. Sie machen die Haut durchlässiger. Das ist gut für gewünschte Wirkstoffe, aber schlecht, wenn es um unerwünschte Schadstoffe geht, die so leichter eindringen können.
• Synthetische Farbstoffe: Du erkennst sie in der Inhaltsliste oft an dem Kürzel „CI“. Sie können Allergien auslösen und haben in jungen Gesichtern nichts zu suchen.
• Mikroplastik und flüssige Kunststoffe: Diese Partikel schaden nicht nur der Umwelt, sondern reichern sich auch in Organismen an.
• Microcrystalline Wax: Diese Stoffe werden aus Erdöl gewonnen. Sie legen einen Film auf die Haut, der ein Austrocknen verhindern soll. Sie sind zwar nicht per se giftig, aber sie können bei manchen Hauttypen (besonders bei zu Unreinheiten neigender Haut) die Poren verstopfen und das Hautbild verschlimmern. Naturkosmetik verzichtet auf diese Stoffe.
• Schwermetalle: Einige Make-up-Produkte wie Augen-Make-up und Lippenstifte können Spuren von Schwermetallen wie Blei oder Nickel enthalten

Achtung bei dekorativer Kosmetik und der Hygiene
Die genannten Schadstoffe aus der pflegenden Kosmetik treffen ebenfalls auf die Dekorative zu. Zu beachten wäre hier dringend:
Ungereinigte Make-up-Pinsel, Schwämme und das Teilen von Produkten können Bakterien, Pilze und Keime übertragen. Dies kann zu Hautentzündungen und Infektionen führen.
Das abendliche Abschminken ist essenziell. Bleibt Make-up über Nacht auf der Haut, kann es die Poren vergrößern und zu Unreinheiten führen.
Auch bei den Produkten zum Abschminken ist es wichtig, auf die Inhaltsstoffe zu achten!
Die Parfum-Falle: Mehr als nur ein Duft
Auch Parfüms sind oft eine tickende Zeitbombe für empfindliche Haut. Billige Düfte sind meist hoch konzentriert mit synthetischen Stoffen und einem hohen Alkoholgehalt.
• Hormonelle Auswirkungen: Einige Inhaltsstoffe wie Phthalate stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu stören.
• Allergie-Auslöser: Viele Parfums enthalten Stoffe wie Linalool, Limonene oder Citronellol, die bekanntermaßen Allergien verursachen können. Das Problem: Die Allergie muss nicht sofort auftreten, sondern kann sich erst nach wiederholtem Kontakt entwickeln.
• Hautschäden: Ein hoher Alkoholgehalt trocknet die Haut aus. Statt direkt auf die Haut, sprüh den Duft lieber auf deine Kleidung oder ins Haar. So hält der Duft auch länger und deine Haut wird es dir danken.
• Negative Auswirkungen auf das Immunsystem und die Atemwege
Vorsicht bei Inhaltsstoffen
Das sollte nicht enthalten sein:
Synthetische Duftstoffe: Während auch teure Parfüms synthetische Duftstoffe enthalten, können billige Produkte oft einen höheren Anteil an einfachen, nicht gut erforschten oder potenziell reizenden synthetischen Stoffen haben.
Allergieauslösende Substanzen: Viele Parfüms enthalten Duftstoffe, die bekannt dafür sind, Allergien auszulösen. In der EU müssen 26 dieser potenziell allergieauslösenden Duftstoffe ab einer bestimmten Menge auf der Inhaltsstoffliste (INCI-Liste) namentlich genannt werden. Billige Parfüms können oft eine hohe Konzentration dieser Stoffe enthalten, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist. Beispiele sind:
o Linalool
o Limonene
o Citronellol
o Eugenol
o Cinnamal
• Phthalate: Diese chemischen Verbindungen werden oft in Parfüms als Lösungsmittel und Weichmacher verwendet, um den Duft länger haltbar zu machen. Einige Phthalate, wie Diethylphthalat (DEP), stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu stören (endokrine Disruptoren). Da sich der Hormonhaushalt von Teenagern noch in der Entwicklung befindet, sind solche Stoffe besonders bedenklich.
Hoher Alkoholgehalt: Ein höherer Alkoholgehalt in Parfüms kann die Haut austrocknen und reizen, was besonders bei empfindlicher oder zu Akne neigender Teenager-Haut problematisch sein kann.
Achte auf Produkte, die als „hypoallergen“ oder „sensitiv“ gekennzeichnet sind. Sie enthalten oft weniger allergieauslösende Stoffe. Schau auf die Inhaltsstoffliste und vermeide Produkte, die als „Fragrance“ (Duftstoffe) oder „Parfum“ ohne weitere Spezifizierung gelistet sind.
Übrigens müssen Allergien nicht sofort auftreten, sondern kann sich erst nach wiederholtem Kontakt mit dem Duftstoff entwickeln. Da die Duftstoffe so weit verbreitet sind (in Kosmetika, Waschmitteln, Putzmitteln), ist eine Vermeidung oft schwierig.

Weniger ist mehr
Die Wahrheit ist: Weniger ist mehr. Junge Haut braucht in der Regel keine Anti-Aging-Cremes mit Retinol oder aggressive Peelings. Diese Inhaltsstoffe können die Hautbarriere irreparabel schädigen und zu Reizungen und Narben führen.
Es ist nicht nur die Chemie, die schadet, sondern auch die Hygiene. Unsaubere Pinsel sind ein Nährboden für Bakterien, die zu Entzündungen führen. Das Wichtigste aber ist: das tägliche Abschminken. Wenn Make-up über Nacht auf der Haut bleibt, verstopft es die Poren und führt zu Unreinheiten.
Es geht nicht darum, sich komplett zu verteufeln, sondern sich bewusst zu machen, was wir da eigentlich auf unsere Haut lassen. Es geht um eine gesunde, nachhaltige Beziehung zu sich selbst und dem eigenen Körper.

Was du tun kannst: Dein Guide für den Drogeriemarkt
Wenn die Haut nach der Anwendung eines Produkts spannt, brennt sich rötet oder juckt, sofort abwaschen und Finger weg von diesem Produkt. Im Zweifel: ab zum Hautarzt.
• Achtet auf Siegel: Worte wie „natürlich“ sind oft nur leere Versprechen. Vertraue auf anerkannte Naturkosmetik-Siegel wie NATRUE, BDIH oder Ecocert. Sie garantieren, dass das Produkt frei von vielen der oben genannten Stoffe ist.
• Lest die INCI-Liste: Ein paar der chemischen Namen zu kennen hilft. Wenn die Liste mit Dimethicone, Paraffinum Liquidum oder PEGs gefüllt ist, lass es stehen.
• Digitale Helfer: Apps wie ToxFox vom BUND oder Codecheck sind dein bester Freund im Drogeriemarkt. Einfach den Barcode scannen und du bekommst sofort Informationen über potenziell schädliche Inhaltsstoffe.
• Informieren und Sprechen: Das ist das Wichtigste. Setz dich mit deinen Eltern zusammen und sprich über das Thema. Informiert euch gemeinsam über Inhaltsstoffe und die Gefahren von Greenwashing.
• Meide als junger Mensch „Anti-Aging“-Produkte: Kosmetik, die mit Faltenreduzierung oder Straffung wirbt, ist nicht für junge Haut gedacht.
Naturkosmetik ist die bessere Wahl
Zertifizierte Naturkosmetik muss strenge Kriterien erfüllen. Sie verzichtet auf:
• Synthetische Duftstoffe
• Silikone
• Parabene und einige andere Konservierungsstoffe
• Erdölprodukte (wie Paraffine)
• Künstliche Farbstoffe
Sie verwendet stattdessen natürliche Inhaltsstoffe wie pflanzliche Öle, Kräuterextrakte und natürliche ätherische Öle. Du erkennst sie an Siegeln wie NATRUE, BDIH oder Ecocert.
Natürlich sind die Produkte etwas teurer. Sich jedoch über die Risiken von schädlichen Inhaltsstoffen bewusst zu sein, animiert vielleicht, doch mal ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen.
So erkennst du Greenwashing bei Kosmetik
Gerne möchte ich euch noch auf die Marketingstrategie Greenwashing aufmerksam machen. Hier stellen sich Unternehmen umweltfreundlicher dar als sie sind. Vor allem in der Kosmetikbranche ist es verbreitet.
So erkennst du die Tricks:
• Begriffe wie „natürlich“ oder „pflanzlich“ sind rechtlich nicht geschützt. Sie sagen wenig über die Inhaltsstoffe aus. Ein Produkt kann als natürlich beworben werden, auch wenn es nur einen minimalen Anteil and Pflanzenextrakten enthält. Der Rest ist eben synthetisch.
• Optisch lassen wir uns gerne täuschen. Verpackungen in den Tönen Grün, Braun oder bedruckt mit Pflanzen, geben uns den Anschein, dass der Inhalt natürlich ist.
• Frei von Parabenen und Silikonen, heisst noch lange nicht, dass diese Stoffe durch anderen synthetischen Alternativen ersetzt wurde.

Schlusswort
Am Ende des Tages geht es darum, sich nicht von der Werbung manipulieren zu lassen. Ob wir 12 oder erwachsen sind, wir alle sind anfällig für falsche Versprechungen. Sei dir deiner Haut und deines Körpers bewusst und denk daran: Wahre Schönheit kommt nicht aus der Flasche, sondern aus einer gesunden Routine. Und die ist oft simpler, als du denkst.
2 thoughts on “Kosmetik, Inhaltsstoffe, Gefahren und Tipps – worauf Teenies achten sollten”
Ein sehr schöner, umfassend aufklärender Artikel zu diesem Thema, liebe Jenny.
Gerade über das Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind hoffentlich junge Menschen zum nachdenken darüber anzuregen, dass man nicht jeden noch so gehypten Trend mitmachen sollte.
Danke dir, finde das Dirndl auch echt schön =)
Ein wirklich interessanter Bericht.
Ich hab als Teenie einfach wahllos Produkte genutzt, man wurde ja nicht wirklich aufgeklärt. Aber ich glaub ich habs ganz gut überlebt, meine Haut war da eh immer sehr einfach. Ich hab auch nie wirklich an Pickeln gelitten, höchstens einer im Jahr 😀
Liebe Grüße