Gastbeitrag zu „Die Höflichkeit und respektvolle Verhalten von Unternehmen und Bloggern“

Das Geheimnis einer guten Beziehung.

„Schatz, wir müssen reden“ – au Backe. Das Gute ist: Danach wird es meistens besser. Miteinander zu kommunizieren ist nun einmal die Grundvoraussetzung für eine gute Beziehung. Denn nur dann kann man Bedürfnisse, Wünsche und Kritik äußern. „Nie hörst Du mir zu“, „Du interessierst Dich gar nicht für mich“, „Hab mal ein bisschen Respekt vor mir und meinen Bedürfnissen!“: all das lässt sich miteinander klären, wenn das Kind nicht schon zu tief in den Brunnen gefallen ist.

Und das gilt nicht nur für die Liebe, wie Jennys Post „Die Höflichkeit und respektvolle Verhalten von Unternehmen und Bloggern“ ausdrückt. Die Vielzahl der Kommentare dazu zeigt, dass das ein Thema ist, das viele bewegt. Der Austausch ist auch in solchen Beziehungen unabdingbar. Dazu gehört ein angemessener Ton ebenso wie Aufmerksamkeit und der übliche Charakter eines Dialogs: Fragen – Antworten. So wie Mutti es uns idealerweise beigebracht hat.

Ich selber stehe auf Unternehmensseite, und auch von der aus kann ich Jenny nur zustimmen. Die Bloggerszene hat sich sehr verändert in den letzten Jahren. Die bestehenden BloggerInnen haben sich stark professionalisiert. Und die Szene erweitert sich ständig, denn mittlerweile ist es ganz einfach, ein Blog zu starten oder Tausende von Followern auf Instagram zu gewinnen. Das Know How zu erwerben, das langjährige BloggerInnen aufgebaut haben, ist jedoch eine andere Sache. Das ist die eine Seite. Auf der anderen stehen die Unternehmen, die die steigende Zahl der Influencer längst entdeckt haben und nun immer intensiver (be)nutzen wollen.

Aber: Benutzt werden, das möchte ja keiner. Wir Unternehmen nicht, indem wir schnöde um Freebies und Samples angepumpt werden, die dann lieblos einmal abgebildet werden. Und Ihr BloggerInnen auch nicht, die Ihr Euer Handwerk versteht, mit Leidenschaft ausübt und viel Anspruch, Zeit und Liebe in Eure Seiten steckt.

Die Krux ist die Gratwanderung zwischen PR, Marketing und Werbung, zwischen Klasse und Masse, zwischen Kreativität und Kommerz und zwischen Input und Output. Eine Gratwanderung, die eigentlich keine sein sollte, nicht wenn man Blogger Relations als das betreibt, was es sein sollte: Aufbau und Pflege von Beziehungen.

Und dazu gehört nun mal der Austausch. Was willst Du, was will ich, wo treffen wir uns. Wenn ich als Vertreter eines Unternehmens eine individuelle Berichterstattung in der Bloggerszene möchte, muss ich genau das herausfinden. Wenn mir das egal ist und ich einfach nur eine unqualifizierte Menge an Output haben möchte, tut es dann wohl auch die besagte Rundmail. Dass ich damit einen guten Teil der Adressaten vergraule, muss ich dann riskieren. Dass ich die nächste Gruppe vergraule, weil ich auf ihre Resonanz auf meine Anfrage nicht antworte, wohl auch. Unter dem Strich macht das dann schon nichts, denn es bleibt ja immer noch ein Teil übrig, der mitmacht und mein Produkt bewirbt. Klappt? Vermutlich nur ein Mal, aber klappt doch. Ist aber keine Beziehungspflege. Muss man entscheiden, was man erzielen möchte.

Und: Der Ton macht die Musik. Oh ja. Wohlgemerkt: „Schatz“, wir müssen reden. Nicht „Ey“.

Auch ich freue mich über freundliche Mails mehr, deren Absender sich an uns wendet, weil er unsere Produkte toll findet oder sie ins Konzept passen und nicht nur, weil da noch Platz in der Kettenmail war. In denen ich alle wichtigen Angaben finde und aus denen sich ein Dialog entwickelt. Auch ich freue mich, wenn sich aus solchen Anfragen langjährige Beziehungen in Form Kooperationen entwickeln, mit einer echten persönlichen Bindung.

Die Diskussion zu Jennys Post zeigt, wie wichtig dieses Thema ist. Die von ihr ins Leben gerufene Product Blogger Lounge und den in diesem Zusammenhang entstandenen weblogfair Codex schätze ich persönlich und als PR-Frau (und auch wir haben mit dem Code of Lisbon einen Codex) sehr, denn beide fördern genau diesen Austausch.

Man muss ja nicht immer gleich heiraten. Man muss auch nicht permanent reden. Aber ein freundliches, respektvolles und aufmerksames Miteinander, das beiden Seiten das bringt, was sie sich wünschen – das sollte doch bitte drin sein. Wenn man das nicht aufbringen will, geht man wohl besser keine Beziehung ein.

Gastbeitrag von
Susanne Stock ist zuständig für Public und Blogger Relations von Pippa&Jean, einem deutschen Label für Designerschmuck und Accessoires – und einer Geschäftsidee, die sich primär an Frauen richtet. Auch ein Start-Up übrigens. Ob wir im Sinne der BloggerInnen immer alles richtig machen? Wissen wir auch nicht. Aber die Beziehungspflege, die liegt uns am Herzen.

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22 thoughts on “Gastbeitrag zu „Die Höflichkeit und respektvolle Verhalten von Unternehmen und Bloggern“

  1. Ohhh der Beitrag ist klasse geschrieben von Susanne. Ich sehe das ganz genauso. Der Ton macht die Musik und ist das A und O. Auch ich habe komische Mails von Firmen bekommen und denke mir manchmal „unpersönlicher“ geht es wohl nicht. Aber bei solchen Mails nehme ich generell Abstand. Da weißt du ganz genau das ich einer von vielen bin. Billige PR! Ich muß ehrlich gestehen das ich vor Jennys Event gar keine Langzeitkooperationen hatte. Man hat zwar etwas von den Firmen getestet aber dann wars das auch schon. Finde ich immer sehr schade.

    Ganz Viele Grüße

    1. ja langzeitkooperationen sind sehr viel wert. man lernt sich kennen, man respektiert die persönlichkeit und die arbeit des anderen und man weiss, dass man sich aufeinander verlassen kann. das ist sehr sehr viel wert!

  2. Ein wichtiges Thema, liebe Susanne. Beide Seiten müssen wohl stetig lernen. Ich habe in letzter Zeit zum Teil derartig unverschämte Antworten bekommen, wenn ich auf eine Anfrage nicht gleich Freude strahlend und Hurra schreiend geantwortet habe, sondern auf Rechtliches hingewiesen habe. Ich frage mich, was in diesen Firmen vorgeht und warum sich immer noch so viele Blogger finden lassen, die es mit den Gesetzen nicht so genau nehmen. Es ist mir ein Rätsel.
    Dass es aber natürlich genauso viele unverschämte Blogger gibt, die nur PR-Samples horten und präsentieren wollen, ist natürlich leider eben so wahr.
    Ihr macht schon vieles richtig 😉

    Viele liebe Grüße

  3. Danke für Euer Feedback! Und Dir, Jenny, für die Veröffentlichung. Pinkpetzie, Dein „Ihr macht schon vieles richtig“ bringt mich auf eine Idee – und passt zu „Schatz, wir müssen reden“: Jenny, was hältst Du von einem Wunschzettel? Ist ja bald Weihnachten! Vielleicht als Gruppe? Habt einen schönen Tag!

    1. sehr sehr gerne, es war mir unheimlich wichtig, auch mal die *andere seite sprechen zu lassen. wir können ja nur voneinander lernen 🙂 wenn wir uns austauschen, eben: „wir müssen reden :)“
      einen wunschzettel… das ist eine tolle idee!

  4. super Beitrag!
    Habe mir immer die Zeit genommen auch unfreundlichen oder unangebrachten Angeboten eine freundliche Absage zu senden.
    Freue mich im Gegenzug aber auch immer sehr über tolle Angebote und bin an Events meist erstaunt über die Frechheit vieler Blogger, die sich weder für die Einladung noch für das Guddi-bag bedanken. Es ist ja soooo selbstverständlich!
    Ich sehe das nicht so und ärgere mich dann darüber, weil es meist genau die sind, die immer wieder eingeladen werden.
    Es geht nichts über einen freundlichen Ton und einen ausführlichen Beitrag auf dem Blog. So meine Meinung

      1. Liebe Jenny
        Der Schluss ist irgendwie weg .. hab noch geschrieben wenn mal Interesse besteht mit einem Schweizer Blogger zusammen zu arbeiten, ich interessiert wäre 😀

        Hab ein schönes Wochenende,
        Liebe Grüsse sende ich Dir,
        Kira

        1. 🙂 ah 🙂 schade, dass der rest weg war. ich denke, du kannst die susanne stock mit sicherheit anfragen, wie du gelesen hast, ist sie ja sehr offen! liebe gruesse!

  5. Huhuuu,

    so, jetzt bin endlich dazu gekommen, den Beitrag in Ruhe zu lesen. Super geschrieben Susanne. Es ist ein „Geben“ und „Nehmen“ und gegenseitiger Respekt absolut wichtig, das stimmt.

    Ich schäme mich für die Abgreifer unter den „Testern“. Es ärgert mich allerdings auch sehr, dass die Firmen oftmals gar nicht hinter die Fassade blicken, obwohl dies mit einem Klick ganz einfach wäre. Es gibt Blogs, die haben Unmengen an Followerzahlen und ich mag die Berichte nicht lesen, weil sie einfach lieblos wie eine „Pflichtkür“ hingeklatscht sind. Schade! Zum Glück denken nicht alle Firmen so und es gibt doch einige, die sehen, wer sich Mühe gibt und wer nicht. Mein Blog ist zwar nur ein kleiner, aber ich kann wenigstens mit gutem Gewissen in den Spiegel sehen. Es hat sich inzwischen ein sehr netter Kreis von Bloggis aufgebaut, bei denen ich liebend gerne vorbei schaue, weil so viel Herzblut darin steckt. 🙂

    So, das war das Wort zum Samstag *gg*. Habt ein tolles Wochenende – liebe Grüße – TaTi ♥♡

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