Der Sündenbock sein

Vielen Menschen setzt nicht konstruktive Kritik, die zumeist blass und fadenscheinig erscheint, schwer zu. Zumal sie in solchen Fällen oftmals keine Chance der Stellungnahme erhalten.
Die Kritiker sitzen oftmals in einem Glashaus, werfen nicht nur mit Steinen, sondern mit großen Brocken und man fragt sich:
warum?


Warum brauchen Menschen einen Sündenbock?

Normalerweise sind typische Sündenböcke zumeist Menschen, die etwas anders sind, die andere Dinge leisten, sich anders kleiden, anders denken oder eine alte Struktur erneuern möchten, wo es nicht gewünscht wird. Dem Sündenbock wird die Schuld zugewiesen, um sich selber zu reinigen. Alles ist so bequem, man muss nicht mehr auf sich selber schauen, man lädt die Schuld einfach auf anderen Schultern ab und muss so keine Verantwortung mehr übernehmen. (Vergleich Mobbing)
Eigentlich ein tolles Konzept, wenn es nicht moralisch unvertretbar und absolut mies wäre.


Von sich selber ablenken

Realistisch betrachtet vermute ich, dass Menschen, die unkonstruktive Kritik ausüben, zumeist von sich selber ablenken möchten. Sie setzen andere unter Druck, suchen deren Fehler und wenn keine Fehler vorhanden sind, werden welche gesucht und gefunden. Wenn der Fokus auf andere gelegt wird, lenkt der Kritiker gekonnt von sich ab. Eines jedoch muss man lernen: Menschen werden immer wieder versuchen von ihren eigenen Schwächen abzulenken um diese auf andere zu projizieren.


Spielt Eifersucht eine Rolle?

Auch dieses Phänomen ist auffällig. Wenn andere gelobt werden, etwas besonders gut gemacht haben oder einen Bonus erhalten, kommen die Kritiker ans Tageslicht gekrochen. Die, die sonst nur hinter dem Rücken und leise reden, werden plötzlich ganz groß und präsent. Eine Anerkennung anderer ist für Kritiker schwer zu ertragen. Eifersucht und vielleicht sogar das Gefühl der Minderwertigkeit scheinen eine Rolle zu spielen. Der Gegenangriff ist natürlich die Kritik. Mit schweren Geschützen wird auf den zuvor Gelobten eingeschlagen, sodass dieser sich nicht mehr an die Lobe, sondern an das ihm auferlegte Schlechte erinnert.
Der kleine Stolz für den Bonus ist mit einem Schlag zunichte gemacht und somit die Eifersucht des Schützen ein wenig gelindert.


Was kann ich tun, wenn ich der Sündenbock bin?

Kann man konstruktiv mit der Rolle des Sündenbocks umgehen? Und wie! Unzulänglichkeiten des Kritikers zu erkennen ist eine effektive Möglichkeit mit seinem Gebaren umzugehen.
Hierzu ist es ratsam sich der Gründe des Angriffes bewusst zu werden und sich zu verinnerlichen, dass es die eigenen Schwächen des Kritikers sind welche angeprangert und dann lediglich auf den Sündenbock projiziert werden.
Zumeist sind es die schon benannten:
– Eifersucht
– von sicher selber ablenken
– Unsicherheit
– Angst vor Veränderungen
– Inkompetenz
– Bequemlichkeit.
Eigentlich traurig aber psychologisch durchaus erklärbar und verständlich. Hier stellt sich dann die Frage, vergebe ich dem Kritiker oder gehe ich auf Konfrontationskurs.

Wichtig ist ein wenig Gelassenheit. Wenn man die oben benannten Gründe beachtet sollte man sich die Frage stellen, warum die unbedachte und zumeist fadenscheinig begründete Kritik ausgeübt wird. Ist es Selbstschutz, ablenken von sich selber oder gar Eifersucht?

Ein Gespräch zwischen dem Kritiker, dem Sündenbock und einem Moderator ist auch eine Möglichkeit um Kommunikationsschwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Natürlich nur dann, wenn beide Seiten offen dafür sind.

Wenn gar nichts mehr hilft und sich die Fronten verhärten ist es ratsam, Protokoll zu führen. Leider weiß man nie, welche Wege Menschen in Glashäusern gehen werden.

Eine weitere Möglichkeit zum Selbstschutz, ist selbstverständlich das Verlassen der Situation (Arbeitsplatzwechsel oder Freundeskreiswechsel).

Das Einholen einer neutralen Meinung über deine tatsächlichen Leistungen, deinen Charakter, deiner Person, kann Wunder bewirken. Lass dir bestätigen, dass der Kritiker nicht in allen Kritikpunkten recht hat und lerne dir selbst und auch Dritten zu vertrauen.

Das Ziel sollte sein, die Sündenbockrolle zu verlassen. Zu Bedenken ist hierbei der gesundheitliche Aspekt. Niedergeschlagenheit, Wut und Trauer verursachen körperliche Schädigungen und Leistungsminderung. Ebenso ist es wichtig, die Rolle nicht auf Dauer anzunehmen, da auch hier die Gefahr besteht, die Zuschreibung als Sündenbock tatsächlich zu übernehmen und dem „Schütze“ damit neue Munition zu liefern.


Selbstreflexion ist wichtig!

Ab und zu neigen wir dazu, die Opferrolle einzunehmen und der sogenannte Schutzmechanismus tritt ein. Man begibt sich in die Rolle des Sündenbocks und stempelt den anderem zum Täter.
Hier ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren und zu überlegen ob die Kritik einen Funken Wahrheit beinhaltet. Hierzu darf man auch gerne andere Meinungen einholen.


Quintessenz

Mach dir regelmäßig bewusst, warum der Schütze tatsächlich auf dich schießt. Er ist unter Umständen schwach, du aber stark. Bedenke: nur der Starke ist eine Gefahr, den Schwachen muss man nicht bekämpfen. Sieh deine eigene Stärke, vergib dem Schützen seine Schwäche!


Bist du schon einmal privat oder beruflich der Sündenbock gewesen?
Wie bist du damit umgegangen?

Lesetipp
Die Kunst der Psychologie * – Menschen lesen: Wie Sie Manipulationen erkennen und anwenden, emotionale Intelligenz trainieren und die Grundlagen der Psychologie im Alltag zu Ihrem Vorteil nutzen

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48 thoughts on “Der Sündenbock sein

  1. Es kommt auf die Situation an. Wenn mir etwas an einem Menschen liegt würde ich versuchen, es zu ändern. Meistens hilft ja schon ein Gespräch. Wenn mich die andere Person zu sehr verletzt hat oder ich nicht mit ihr zurechtkomme ziehe ich mich zurück. Das kommt aber relativ selten vor.

    Liebe Grüße Sabine

    1. Hey Sabine,
      ich vermute, dass Gespräche helfen. Ich vermute jedoch auch, dass manche unbelehrbar sind. Demzufolge gibt es wohl solche und solche und ich bin auch eher diejenige, die sich dann zurückzieht wenn nichts mehr hilft.
      Liebe Grüße!

  2. Klar spielt Eifersucht eine Rolle ich werde schon 25Jahre von so einem Menschen terrorisiert ändern wollte sie sich nie. Und sie macht immer weiter. Andere Menschen sind ihr Lebensziel! Vor Jahren habe ich gesagt Stopp von nun an gehe ich nicht mehr hin. Perfekt für mich.
    Liebe Grüße Margit

    1. Hey Margit,
      es ist gut, dass du deinen Weg gefunden hast. Man sollte ab einem bestimmten Punkt keinen Raum mehr für solche Aktivitäten lassen.
      Liebe Grüße!

      1. Ja genau es gibt Menschen die entwickeln sich !!! Das war meine beste Entscheidung zum Selbstschutz .

        Liebe Grüße

  3. Huhu Jenny,

    im Laufe der Jahre erlebt man so einiges und ja, auch ich war schon mal der Sündenbock, ist aber schon lange her. Mich hat das damals ziemlich fertig gemacht.

    Eine schöne Restwoche und herzliche Grüße, Tati

    1. Hey Tanja,
      das glaube ich dir gern. Die Menschen wissen gar nicht, was sie mit so einem Verhalten anrichten können. Ich finde ja die Moderation dann immer eine gute Variante.
      Liebe Grüße!

  4. Liebe Jenny, wow – was für ein wichtiges Thema du hier doch ansprichst, etwas vor dem wohl keiner gefeit ist. Auch wenn wir uns selbst korrekt verhalten, dann gibt es gerne immer wieder Menschen, die von eigenen Problemen ablenken wollen, die den anderen nichts gönnen und aus Neid mit ungerechten Aussagen um sich schlagen. Das erinnert mich auch immer wieder an das Zitat „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Dabei habe ich auch schon öfters die Beobachtung gemacht, dass diese Menschen nicht an einem Gespräch interessiert sind, die wollen sich quasi abreagieren und brauchen dafür einfach ein Opfer. Danke für diesen interessanten Beitrag.
    Hab einen wunderbaren Abend und alles Liebe

    1. Liebe Gesa,
      wo du es sagst: abreagieren passt vielleicht auch noch ganz gut.
      Ich denke, dass jeder Mensch seine Fehler hat, aber ich auch der Meinung, dass man sich manche Dinge eingestehen sollte bevor man andere in den Fokus stellt. Ich glaube auch, dass wir alle schon auf irgendeine Weise Täter waren, ohne es zu bemerken. Man könnte über dieses Thema so viel schreiben- auch über die Konfliktbewältigungen- Strategien- aber da würde man von Hölzchen auf Stöckchen kommen.
      Danke für dein Statement liebe Gesa.

  5. Sehr interessanter Beitrag. Ich glaube, man soll überhaupt nicht soweit kommen lassen und aus sich einen Sündenbock zu machen. Sicheres Auftreten und Selbstvertrauen wird schon die einigen am Anfang abbremsen. Auch ein NEIN zu sagen, wird in einigen Situationen eine Lösung für kein Sündenbock sein. Liebe Grüße!

  6. Ein schönes und wichtiges Thema. Zum Glück blieb mir soetwas bisher weitestgehend erspart, allerdings kriege ich es im Bekanntenkreis bei Kindern derzeit stark mit und das hängt tatsächlich davon ab, dass dort von sich selbst abgelenkt werden soll. Das ist natürlich bei Kindern unbewusst, aber wird klar deutlich. Ich finde es unter Erwachsenen, die ja in der Regel bewusst handeln echt schlimm, wenn so agiert wird.
    Liebe Grüße
    Chris

    1. Hey,
      ja Kinder wissen auch schon wie sie es machen- nicht zuletzt erlernt, das ist sehr schade und wenn es Erwachsene bewusst machen, ist es noch schlimmer!
      Liebe Grüße!

  7. Hey liebe Jenny, ein interessantes Thema, das sicher sehr viele betrifft. Ich lasse mich von keinem zum Sündenbock machen.
    Liebe Grüße
    Anja von Castlemaker.de

  8. Sehr informativer Text liebe Jenny! Ich versuche immer, mich selbst zu reflektieren und mit anderen so umzugehen, wie ich möchte, dass man es mit mir tut…
    Liebst
    Kati

  9. Die Pringles sind auch mega lecker =)

    Ein wirklich toller und auch wichtiger Post.
    Ich finde es is heutzutage echt so schlimm, alle suchen immer die Fehler bei anderen sobald man ihnen mit konstruktiver Kritik kommt. Ich verstehe das immer nicht, man will ja nur helfen und keinem was Böses. Mittlerweile habe ich gelernt dass es mich wenig juckt, wenn ich angeblich Schuld bin xD Ich weiß es ja zum Glück und denk mir dann meinen Teil.
    Liebe Grüße

  10. Gelassenheit ist gut um einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation einschätzen zu können. Oftmals gelingt es auch im Gespräch alles zu klären.

    Liebe Grüße <3

  11. Ja, dass kenne ich. Es kommt aber auf die Situation an. Manchmal versuche ich es zu klären und manchmal nehme ich Abstand. Hin und wieder ärgert es mich auch wahnsinnig 🙂
    LG Natascha

    1. Liebe Natascha,
      ich vermute, jeder kennt diese Varianten. Abstand, Klärung und Ärger… am besten, man ärgert sich nicht und versucht, die von mir aufgezählten Gründe des Täters zu beleuchten.
      Liebe Grüße!

  12. Oh ja das kenn ich nur zu gut, ein tolles Thema das du da aufgreifst, sehr gut! Selbst Reflexion finde ich da wichtig, das sollte ich mir mehr zu Herzen nehmen!! Lg babsi

    1. Liebe Babsi,
      klar, man sollte auch bei sich schauen, manchmal ist man auch nicht zu 100% im Recht. Ich finde es gut, wenn man im Stande ist, sich zu reflektieren.
      Liebe Grüße!

  13. Guten Morgen, also so richtig bewusst war ich noch nie ein Sündenbock, jedenfalls ist es mir nicht aufgefallen. Zum Glück. Denn mit Gelassenheit tue ich mir schwer und würde mir das dann doch sehr zu Herzen nehmen. Ein wirklich interessantes Thema! Ganz liebe Grüsse, Janina

  14. Das ist immer unangenehm, wenn man der Sündenbock ist. Und man sollte vor sicher selber auch immer auf der Hut sein, dass man jemand anderen zum Sündenbock macht.
    xx Rena

    1. Leider Tina, leider. Ich hoffe, ich konnte mit meinem kleinen Beitrag etwas helfen, die Gründe des Täters zu erkennen um mit dem Thema etwas gelassener umzugehen.
      Liebe Grüße!

    1. Hey Romy,
      das ist wohl so.
      Allerdings ist nicht jeder Mensch von Grund auf stark und selbstbewusst, bzw. die Reflektierten überlegen anfangs, ob doch etwas Wahrheit an Vorwürfen ist.
      Liebe Grüße!

  15. Sündenböcke gibt es leider schon immer. Bei den alten Juden wurde tatsächlich ein Ziegenbock beladen mit der Schuld aller Dorfmitglieder aus dem Dorf gejagt und dann gesteinigt. Das hatte dann zur Folge, dass sich die Dörfler untereinander wieder besser verstanden haben.
    Wenn man selbst betroffen ist, kann man sich nach meiner Meinung oft nur noch aus dieser Gruppe herausnehmen. Jemand, der aktuell dich als Sündenbock benötigt, wird dich nicht aufgeben wollen.
    LG
    Sabienes

    1. Hey,
      das hast du sehr gut beschrieben und ja- wer sucht sich schon gerne einen neuen Sündenbock- dann lieber doch das Altbewährte nehmen. Du hast recht, man sollte zusehen, dass man einer solchen Situation entkommt.
      Liebe Grüße!

  16. Ich finde gerade was du zum Schluss sagst, ist sehr wichtig. Man muss sich schließlich auch fragen, warum sich so ein „Kritiker“ gerade sich aussucht.
    Man scheint dem ja anscheinend derart wichtig zu sein.
    Liebe Grüße
    Pamela

  17. Puh, ein schwieriges Thema! Ich musste mich zwar noch nie im Leben so richtig als Sündenbock fühlen, aber im Freundeskreis habe ich einmal die Reißleine gezogen, weil jemand Negatives mir nicht gut tat. Da bin ich nun im Nachhinein der Sündenbock, weil ich die Freundschaft aufgekündigt habe. Damit kann ich leben.
    Liebe Grüße
    Karen

    1. Hey,
      die Reißleine ziehen sollte man wirklich auch können, genug und genug und wenn es auf die Substanz geht, dann ist das der beste Weg!
      Liebe Grüße!

  18. Glücklicherweise war ich noch nie in der Rolle des Sündenbocks. Bin ich eigentlich sehr froh darüber. Trotzdem Danke für deine tollen Tipps!
    Ganz liebe Grüße und noch einen gemütlichen Abend
    Christine

  19. Liebe Jenny,
    ein sehr interessanter Post, besonders die Selbstreflexion vermisse ich heutzutage nur allzu oft. Oder eben auch die eigene Position, immer wieder kritisch zu hinterfragen, vermisse ich in unserer Gesellschaft immer wieder. Die meisten sind von ihrem tun derart überzeugt, dass da kein Platz mehr bleibt für Zweifel. Und wenn es dann doch nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat, muss eben ein Sündenbock her.

    Ich wünsche Dir noch eine schöne Restwoche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  20. Du hast absolut Recht. Ich glaube es liegt auch daran, dass die Menschen nicht Verantwortung für viele Dinge im Leben übernehmen können und dementsprechend wird die Schuld auf die anderen geschoben. Toller Beitrag! Gibt zum Nachdenken.

    Liebe Grüße
    Alicja

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